Linienhafte Züge – Simon Reitmann

Kennengelernt habe ich Simon Reitmann in Hamburg, im Atelier. Mit einer Zigarette in der einen und einem Buch über Jean-Michel Basquiat in der anderen, verbrachte er neben lesen, mit malen seine Nachmittage. In den 3 Wochen Artist-in-Residence Programm lernten wir uns sehr schnell, sehr gut kennen und schätzen. Wir verbrachten viele Abende im Atelier, neben etlichen Flaschen Bier, das Zimmer vollgequalmt von Zigaretten, die wir am Automaten auf der Straße gegenüber kauften.

Simon Reitman ist 22 Jahre alt und arbeitet vorwiegend in Graz, Linz und Wien. Nach dem Abschluss der Bildhauer Meisterklasse an der Ortweinschule Graz 2021, studiert er nun an der Kunstuniversität Linz in der Klasse von Tobias Urban und Ali Janka, Bildhauerei und transmedialer Raum. Er ist auch Teil des „SAMA“ Kollektiv, welches das Ziel hat: „junggebliebene Künstler*innen zu unterstützen und ihnen eine Bühne zu geben. Gleichzeitig wollen wir unsere eigenen Skills in verschiedensten Bereichen verbessern und neue Dinge außerhalb unserer alltäglichen Blase lernen.“, wie er selbst erklärt. Man merkt er hat einen Drive, will weiterkommen, was sich auch in seiner Ausstellungshistorie nachlesen lässt, da reiht sich eine etablierte Kunstinstitution an die andere. Museum für Geschichte in Graz, Kunsthaus Graz oder die Kunsthalle Feldbach geben neben vielen weiteren ein beachtliches Line-up vor. Für ihn ist es wichtig gesehen zu werden, Ausstellungen sind für ihn ein Tool der Weiterentwicklung und um sich selbst zu herauszufordern: „Wenn ich nur in meinem Atelier dahin arbeiten würde und nichts präsentieren würde, roste ich ein.“, um es in Simon‘s Worten auszudrücken.

(c) Simon Reitmann

Vorallem auffallend an seinen Arbeiten ist die Einheitlichkeit, die in verschiedensten Materialien transferiert und umgesetzt wird. Die Linie als gestalterisches Medium steht dabei im Fokus: „Ich versuche die Linie allerdings nicht als zweidimensionales Gestaltungsmittel zu sehen, sondern sie auch im dreidimensionalen Raum zu verwenden. So haben meine Skulpturen und Objekte linienhafte Züge, welche jedoch nicht als klassische Linie gesehen werden können.“ Dabei spielen natürlich die handwerklichen Aspekte eine große Rolle, die er als Kunsttischler als Voraussetzung seiner Arbeit sieht. Denn ohne dieses Grundwissen und die Affinität in der Umsetzung wäre es gar nicht möglich Werke wie den „schwimmenden Kubus“ überhaupt zu realisieren. „Material ist ein wesentlicher Bestandteil. Ich spiele damit leichte und weiche Materialien schwer wirken zu lassen und umgekehrt.“

(c) Jana Ehls

Damals in Hamburg sprachen wir auch viel darüber, warum wir Kunst machen und was uns antreibt. Auf mich wirkte Simon als eine Persönlichkeit der nicht nur durch seine präzisen Arbeiten weiß was er will. Er genießt zwar die Anerkennung und die Erfolge, die er bis jetzt feiern durfte, sieht aber auch die Schattenseiten als Künstler in unserer Gesellschaft: „Ich glaube, dass es ein großer Prozess war, dass es OK ist, wenn berufstätige Menschen meinen Beruf nicht als Beruf sehen. Genauso wenig wie ein Arzt in die Ordination gehen würde, wenn es nicht sein Job wäre. Ich gehe auch nicht nur als Spaß ins Atelier und fahre für Ausstellungen quer durch Österreich.“

(c) Markus Kohlmayr

Ich muss mich immer wieder daran erinnern, was er öfters im Spaß zu mir sagte:“ He Christl, irgendwann sind wir wie Basquiat und Warhol“ Zwar sagte er das immer im Spaß und mit einem Lächeln, sicher bin ich mir aber trotzdem nicht ganz ob da nicht auch eine Fünkchen Ernsthaftigkeit dabei war. Simon scheut sich nicht groß zu denken. Er nimmt die Hindernisse und macht sie zu einem Bestandteil seiner Kunst. Ich glaube von Simon Reitmann wird man auch in Zukunft noch so einiges hören.

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