Junipa Gold im Interview

Am 11.02. veröffentlichte die Vorarlberger Band "Junipa Gold" die erste Singleauskopplung ihrer 2022 erscheinenden EP "Something Divine". Noch vor dem Release fand unser gemeinsames Interview statt.

A: Achterbahn – J: Junipa Gold

A: „When the Kingdoms Collide“ ist ja die erste Single aus euerer kommenden EP „Something Divine“. Warum genau dieser Track als erstes?

J: Für uns war ganz wichtig, dass der erste Song der EP sowohl musikalisch als auch inhaltlich sehr stark ist. Und da war eigentlich ganz klar für uns, dass es genau dieser sein muss. 

A: Worum gehts im Song – so ganz grob zusammengefasst? 

J: Mia: Ich glaub, viele Menschen haben vergessen, oder auch nie gelernt, das zu schätzen, was – meiner Meinung nach – uns Frauen ausmacht. Nämlich unsere Intuition und oft auch das Wildsein, auf irgendeine Art. Der Song soll so ein bisschen ein Reminder an alle sein, dass das unsere Stärke ist. Und jeder, der das nicht erlebt, verpasst vielleicht was.

A: Die Kulturszene und Corona vertragen sich bekanntlich nicht, und das hier wäre ja kein gescheites Interview, würde auch dieses Thema nicht aufkommen – aber inwieweit hat euch die Pandemie vielleicht sogar geholfen? 

J: Als Band – um ehrlich zu sein – gar nichts. Allerdings hat mir das ganze entschleunigen – zumindest anfangs – im Songwritingprozess geholfen. Wir haben’s schon sehr genossen, uns Zeit zu nehmen um zu schreiben und neue Songs entstehen zu lassen. Aber irgendwann hatte ich das Gefühl, jetzt muss in meinem Leben wieder irgendwas passieren, damit ich über irgendwas schreiben kann.
Uns (wie allen anderen) gehen halt die Konzerte und das Publikum sehr ab, weil davon zehrt man halt auch am meisten.

A: Ihr kommt ja aus Vorarlberg: Wie würdet ihr die dortige Kunst- und Kulturszene beschreiben? Ich bspw. bin in Wien aufgewachsen – ich konnte also jederzeit Kunst- und Kultur genießen, soweit ich darauf Bock hatte … Ist das bei euch ähnlich gewesen? Was hat euch gefehlt, was würdet ihr euch für die Vorarlberger-Kunstlandschaft wünschen?

J: Es ist auf jeden Fall eine musikalische Kulturszene in Vorarlberg vorhanden, wenn man weiß, wo man eintauchen muss. Leider passiert viel davon nicht an der Oberfläche. So ein Suhlen in Kunst und Kultur wie es in Wien möglich ist, gibt’s bei uns eben nicht. 

Vorarlberg hat musikalisch auf jeden Fall was zu bieten. Was das Spielen von Konzerten betrifft, ist glauben wir das Problem, dass es wenig „Mittelfeld“ gibt.

In unserer Jugend haben die meisten von uns mit ihren ersten Bands in Jugendhäusern gespielt. Und irgendwann bist du zu alt dafür, aber das Angebot an Bühnen ist sehr dünn, und die meisten schaffen’s halt nicht direkt vom Jugendhaus zum Poolbar Festival, oder dem Szene Open Air. Das würden wir uns auf jeden Fall wünschen, dass es da in Zukunft noch mehr Möglichkeiten dazwischen gibt. 

A: Abgesehen von Musik: Seid ihr auch anderweitig künstlerisch tätig? 

J: Ich nähe zuhause alles Mögliche. Hab dann richtige Anfälle, in denen ich Tag und Nacht die unsinnigsten Dinge nähe. In den letzten Jahren hab ich angefangen, Gitarrengurte herzustellen, und inzwischen wollen die die Leute sogar kaufen. Zwischendurch male ich auch.

Und Sascha zum Beispiel hat sein Studio, in dem er verschiedene Artists produziert und sich da kreativ auslebt.

A: Ihr kommt auf Tour, oder privat, in eine neue Stadt. Wie geht ihr vor? Was muss gesehen werden, was darf ausgelassen werden, wie ist der perfekte Tagesablauf? 

J: Wo wir hinkommen, wollen wir vor allem etwas von der dortigen Musikszene erleben. Angefangen vom Straßenmusiker bis hin zu lokalen Bands – ich mag es, mir auf diese Art einen Eindruck von der Stadt zu machen. Der perfekte Tag beginnt auf jeden Fall mit viel Kaffee, und ohne Zeitdruck. Anders ist das dann, wenn du auf Tour bist. Leider hatten wir bis jetzt noch nicht das Vergnügen.

A: Musik ist ja bekanntlich die Vertonung von Emotionen – Was ist eure Lieblingsemotion? 

J: Tränen lachen.

A: Und welche ist eure Lieblingsemotion zum Songwriting? 

J: Für mich ist es so der Moment, wenn du merkst, dass du aus einer beschissenen Emotion wieder rausfindest. Oft hat man ja das Gefühl, das hört jetzt nie auf, und ich werd zB für immer traurig oder wütend wegen einer Sache sein. Weiß gar nicht, was ich der Emotion für einen Namen geben soll. Aufbruch? Hoffnung? Vielleicht. Eben wenn du weißt, dass sich jetzt was tut, und du nicht mehr hilflos in dem Gefühl gefangen bist. Und in diesem Moment kann ich dann auch erst anfangen irgendwas zu schreiben. 

A: Kleines Gedankenspiel: Die Pandemie hat es nie gegeben … Was wäre jetzt unsere größte Sorge? 

J: Wir hätten viele Sorgen nicht, die wir jetzt haben. Wo sollen wir nur anfangen? Aber die Pandemie hat uns ja auch viele Probleme aufgezeigt, die auch schon vorher da waren, nur war es vielen nicht bewusst. Ein bisschen wachgerüttelt hat sie uns in Vielem.

A: In einer Band zu sein hat super tolle Vorteile: Man teilt seine Leidenschaft mit Freundinnen und Freunden, man verbringt eine mega Zeit zusammen usw. Es gibt aber dann doch auch Nachteile, wenn man oft und viel Zeit miteinander verbringt – zumindest oft so. Was war bei euch so ein Moment wo ihr euch am liebsten gegenseitig die Schädel einschlagen wolltet?  

J: Mhm, wir haben das Glück, dass wir alle privat auch sehr gut befreundet sind. Natürlich hat jeder so seine Macken. Aber grundsätzlich wissen wir eigentlich schon gut über einander Bescheid. Es gab so einen Moment, während wir letzten Sommer im Studio in Wien waren. Ich war total krank, und musste mich halt noch schonen, und die Jungs wollten einfach nur ununterbrochen feiern, und ich wurde dann halt mal des Öfteren in der Nacht – unabsichtlich – geweckt. Da hab ich dann schon mal die tobende Mutti raushängen lassen. Aber sonst muss ich sagen, sind wir bis jetzt ganz gut davongekommen. Warten wir mal ab, bis wir eine längere Tour hinter uns haben.

When the Kingdoms Collide – Junipa Gold

A: Worauf habt ihr 2022 am meisten Bock? Was steht (abseits der EP) noch an? 

J: Ganz ehrlich, wir wollen einfach nur ganz viel Live spielen. Vor echtem Publikum, so oft wie möglich. Wir hoffen natürlich, dass das Jahr sich auch dahin entwickelt, dass das möglich ist.

A: Wird die EP auch physisch erscheinen? Wenn ja … Warum? Was haben physische Produkte so an sich? 

J: Ja, es wird die EP auf jeden Fall auf CD und Vinyl geben. Und das war uns allen ganz wichtig, dass wir die Songs auch auf was Physischem rausbringen, vor allem auf Schallplatten.

Für mich persönlich ist das Hören von Schallplatten ein Ritual. Da läuft die Musik nicht so nebenher, sondern ich nehm mir Zeit, wähle eine Platte aus, die grad zu meiner Stimmung passt oder ich weiß, diese Platte versetzt mich in die Stimmung, die ich jetzt möchte. Vielleicht zünd ich noch ´ne Kerze an. Und dann setz ich mich hin und hör bewusst zu. Ich finde den Gedanken sehr sehr schön, dass der ein oder andere dann vielleicht unsere Platte bei seinem Ritual hört. Außerdem war es ganz wichtig für uns, dass am Ende dieses kreativen Prozesses, in dem ja auch so viel Arbeit steckt, etwas steht, das wir in die Hand nehmen können. Das macht das Ganze irgendwie real.

Mehr zu Junipa Gold:

Instagram: @junipagold
Spotify: Junipa Gold
Links: Linktree

Titelfoto:
Philipp Mück

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