IZRAA – ein Tag der mehr Aufmerksamkeit braucht.

Songcontest mit ihrer Single „9. November“ gewann. Eine berührende Nummer, in der die Künstlerin ihre privaten Erlebnisse der „Operation Luxor“ am 09. November 2020 verarbeitet. 

Samstag Vormittag, 10:00. Ich liebs irgendwie Interviews am Vormittag zu führen. Mein Kopf brummt ein wenig, nicht vom Vortag, aber dieser (auf gepflegt wienerisch) „gschissene“ Wind, drückt gegen meine Stirn. Auf die Sekunde pünktlich kommt eine Beitrittsanfrage in die Zoom-Konferenz. Ich hab ein Gespräch mit der Gewinnerin des FM4-Protest-Songcontests „IZRAA“.

Eine durch und durch spannende Künstlerin. Die Rapperin, Voice Actress und Entertainerin wurde in Österreich geboren, wo sie auch aufwuchs. Vier Jahre lebte sie in Tunesien, wo sie neben Palästina und dem Libanon ihre Wurzeln hat. Ihre neue Single „9. November“ ist die Erste auf Deutsch, aber ein textlich durch und durch faszinierendes Lied. Abgesehen von der erschütternden (leider wahren) Geschichte dahinter, zeigt IZRAA einen überaus spannenden textlichen Zugang und überzeugt mit deutsch-englischem Writing. Raffiniert spielt sie mit Wörtern und Sprachen. 

Die mittlerweile als rechtswidrig eingestufte Razzia, die sich laut damaligem Innenminister Nehammer gegen die „Muslimbrüderschaft“ richten sollte, hinterließ nicht nur bei IZRAA und ihrer Familie, sondern auch bei vielen weiteren unschuldigen Personen, Spuren. So entstand auch der Song. Gleich nachdem das Ganze passiert ist, wusste sie, dass sie einen Song schreien muss und wird. Für die Künstlerin stellte das Writing einen wichtigen Heilungsprozess in der Verarbeitung der Erlebnisse dar.

„Ich habe nicht das Geld für irgendwelche high-class Anwälte, aber meine Stimme und die Musik.“

wie IZRAA in unserem Gespräch sagte. Für sie war die Teilnahme am Protest-Songcontest klar, um dem mittlerweile schon in Vergessenheit geratene Thema erneut Aufmerksamkeit schenken zu können. 

Wie kann es passieren, dass mitten in der Nacht unschuldige Menschen von der Spezialeinheit geweckt, mit Waffen bedroht und ihre Wohnungen durchsucht werden? Niemand kann es tatsächlich sagen. Ein für mich unvorstellbares Ereignis, und einem so „hochgepriesenen Rechtsstaat“ wie Österreich unwürdig. Warum ihre Familie durchsucht wurde, was die juristische Grundlage dafür war, ist bis heute unklar. Dass es Spuren hinterlässt, vor allem bei 8-jährigen Kindern, bleibt unumstritten. 

„Wie erklärst du einem 8-jährigen Kind, dass die Polizei mit Gewähren die Wohnung stürmt und demoliert?“ 

Die Verarbeitung dieser „Operation Luxor“ wird für viele noch dauern, so auch für IZRAA. Es war noch nicht alles, sie arbeitet daran, noch mehr Stories (bspw. ihrer Freunde und Bekannten) zu teilen. „Kunst und Musik braucht einfach wieder Inhalte, die auch (oder erst recht) politisch sein sollen.“

Mehr zu IZRAA:
Instagram: @theizraabubble
YouTube: IZRAA

FM4 Protestsongcontest zum Nachschauen:
https://fm4.orf.at/stories/3021929/

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