Einmal plaudern mit John Petschinger

Alle Wege führen nach… ins Burgenland!:) Zumindest an diesem Vormittag schüttelt mich der Bus kräftig durch und bringt mich fast vor die Haustüre des Malers John Petschinger.

Ich betrete sein von Sonnenstrahlen durchflutetes Atelier und betrachte die vielen großen Bilder an den Wänden. In manchen kann ich mich spiegeln, andere wiederum sind noch matt und in Arbeit.

Alleine sein Atelier ist ein Ort voller Geschichten: Sein Großvater hatte dort früher eine kleine Gaststätte, später stand zwischen abgestellten Dingen eine einzelne Staffelei am Fenster, auf der Johns Mutter malte. Eigentlich kommt John aus der Hotelbranche. Er leitete als junger Manager eine kleine Crew von Mitarbeiter*innen und malte nebenbei. Aus dem Nebenbei wurde sein Beruf und mittlerweile füllt er Galerien und Ausstellungen in Venedig, Mailand, Zürich und Wien.

Beim Malen hat ihm nie jemand gesagt was richtig und was falsch ist. Er weiß bis heute nicht sicher, ob er die Farben auf die korrekte Art und Weise anmischt aber hier fühlt er sich wohl und kann frei sein. Nachdem John seine Konzepte und Ausstellungen früh genug zu planen beginnt, kommt er nicht in den Stress neue Bilder auf Biegen und Brechen malen zu müssen. Er hat die Freiheit auch mal 2 Monate keinen Pinsel anzurühren und sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Umso mehr er jedoch macht und erlebt, umso mehr Ideen kommen ihm und umso produktiver ist er.

Ich bin ein super Bauchmensch!“

Johns Bilder bestehen aus mehreren Schichten und Arbeitsschritten: Auf eine Aluminiumplatte klebt er eine Collage, bestehend aus penibel ausgewählten Fotografien, Textausschnitten und Bildern. Wenn diese getrocknet ist beginnt er mit Acrylfarben darauf zu malen. Man kann sich das so vorstellen, dass im ganzen Atelier die fertigen Collagen hängen und stehen und John von Bild zu Bild geht und arbeitet – oft an bis zu 10 Bildern gleichzeitig! Es gibt immer mindestens ein riesiges Bild und rundherum entstehen mehrere Kleinformatige. Der Malprozess kann nach einigen Tagen oder nach einigen Wochen abgeschlossen sein. Wichtig ist ihm, dass er dann aufhört zu malen, wenn es sich gerade am allerbesten anfühlt – wenn es sich richtig anfühlt! Um mit diesem Arbeitsschritt vollkommen abschließen zu können, fehlt noch sein Markenzeichen: Die Blume. Auf ihre Bedeutung soll im nächsten Absatz näher eingegangen werden. Wenn alle Farbschichten getrocknet sind (das dauert schon seine Zeit) und John zufrieden ist, wird das Bild mit einer Harzschicht versiegelt. Der letzte und ein für John absolut bedeutender Schritt ist das Einrahmen seiner Bilder: Erst wenn er seinen Bildern einen Körper gegeben hat, können sie ausgestellt werden.

Ihm ist wichtig, dass sein Workflow nicht abreißt. Hierfür trickst er sich selbst aus, indem er immer zwei Bilder unfertig lässt, die ihn gerade besonders glücklich machen. Diese inspirieren ihn dann dazu gleich weiterarbeiten zu wollen.

“WAVES“ – 2022

Die persönlichen Noten

Die Idee mit der Blume…

Bei der Blume handelt es sich um eine meist weiße, comicartige und zweidimensionale Blüte. Früher hatte diese fünf Blütenblätter und war bis zu 15 mal auf einem Bild abgebildet. In den aktuelleren Bildern blüht eine einzelne sechblättrige Blume zwischen Farben und Mustern auf. Jede der Blüten ist für seine Mutter, die ihm früher in sein Hausaufgabenheft Blumen dieser Art gemalt hatte. Generell sprechen Johns Mutter und er oft über seine Kunst. Wenn sie mit einem Kaffee in seinem Atelier sitzt, gibt sie ihm ehrliche Ratschläge, stellt Dinge in Frage und wirft diesen typischen Mama-Blick auf die Bilder mit den Worten „…aber…!“ den wir bestimmt alle kennen:). Letzten Endes ist sein kritischster Betrachter aber immer noch er selbst.

Die Idee mit den Aluminiumplatten…

Johns Großvater hatte für das Hotel der Familie Werbung im ganzen Ort auf Metallplatten drucken lassen. Diese Tafeln standen nach dem Tod des Großvaters überall herum. John begann sich auf ihnen auszuprobieren – anfangs mit Spraydosen – und heute wurde die Kombination aus Metall, Acryl und Harz zu seinem Wiedererkennungsmerkmal.

Die Idee mit den Namen…

Jedem Bild gibt John einen Namen und einen Rahmen mit. Er möchte bis zu einem gewissen Grad die Betrachtungsweise, der Menschen die seine Bilder sehen, lenken aber ihnen doch so viel Freiheit lassen, dass diese ihre eigenen Blicke hinter die Farbschichten wagen und Neues entdecken können. Einige Fotos der Collagen sind erst auf den zweiten Blick sichtbar: Manche sind nur teils mit Farbe übermalt, manche scheinen durch einen Farbmantel durch und manche sind unsichtbar, weil die Farben so intensiv sind.

Wie John seine Bilder beschreiben würde:

Ausdrucksstark, frei, glanzvoll nehme ich nicht gerne […], farbenstark, expressiv, shiny […] mag ich ned also würde ich eher sagen: spiegelnd! … Und schwer!

John Petschinger

NFT´s… aber: „Kunst ist persönlich!“

Eine weitere Besonderheit an Johns Kunst ist, dass es sie teils als NFT´s gibt. Bei einem NFT handelt es sich um ein „digitales Echtheitszertifikat“, so John. Ein Kunstwerk wird hierbei entweder digitalisiert oder wenn es bereits als digitales Medium vorhanden ist, wird dieses als solches eingereicht und erhält einen Zahlencode, welcher als Beweis gilt, dass es sich um ein echtes John-Petschinger-Kunstwerk handelt und keine Fälschung. John sieht diesen Bereich der Kunst als ein zusätzliches Tool für die Zukunft von Künstler*innen – NFT´s werden neue Wege ermöglichen. John ist aber trotz des digitalen Charakters von NFT´s wichtig, einen soweit als möglich persönlichen Zugang zwischen ihm, seinen Bildern und den Betrachter*innen herstellen zu können. Er arbeitet gerade an einem sehr spannenden Projekt in diese Richtung, von dem ich leider noch nichts verraten darf!

John erfindet sich als junge Künstler immer wieder neu! Zwar bleiben die gewohnten Materialien und Untergründe bestehen, die Vordergründe nehmen aber neue Gesichter an… Bei unserem Gespräch verstehe ich mit der Zeit die Wandelbarkeit die seine Kunst und er mit sich bringen.

Seine abschließenden Worte sind nicht nur an mich sondern an uns alle gerichtet: „Macht nur das, was sich richtig anfühlt!“ Ich würde sagen, es lohnt sich darauf zu hören:)

Ausstellungen:

ab 12.05.2022 – Galerie Gerhard Hartinger Wien

Juli 2022 – Velden

Zürich 2022

John ist auf Instagram und seiner Website zu finden.

Text: Lee Weichsel

Fotos vom Atelier: Lee Weichsel

Fotos mit John: John Petschinger

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