doppelfinger – Ehrlichkeit und Wiener Kaffeehauskultur. 

Wer in Wien wohnt, kennt wahrscheinlich das Café Jelinek. Seit 1910 wird dort die klassische Wiener Kaffeehauskultur gelebt. Leicht schäbiges Ambiente mit viel Charme, in der Luft liegt Grant, aber unheimlich schöne Ehrlichkeit – schnell fühlt man sich daheim und willkommen. Kaffee, Tee, Kuchen, Frühstück ... Kaisersemmln, Kipferl, Butter und Marmelade. Zeitungen, belebte Ruhe. 

Um 10:30 sollten wir uns treffen, um 09:30 war ich dort. Bestellte mir Frühstück, trank Kaffee und frisch gepressenten Orangensaft, beobachtete und belauschte ein paar Gespräche der Tische um mich. Eine unscheinbar wirkende Person näherte sich meinem Tisch. Ich kannte „doppelfinger“ bzw. Clemens nicht persönlich, sein Album „by design“, welches am 18.03. veröffentlicht wird, durfte ich aber schon hören. Aufgrund des dort gehörten wusste ich schnell, dass es er sein wird. Schüchterne Ausstrahlung, leicht versteckt, aber innerlich ganz groß. 

Kurzer Smalltalk, wie gehts dir? Wie gehts mir? Eine Melange bitte. 

doppelfiner macht zeitlose Musik, hat ein Auge und Ohr für Qualität und versucht nicht, anders zu sein. Schnell werden die Gemeinsamkeiten zwischen dem Café Jelinek und Clemens sichtbar. „Grausige Ehrlichkeit“ nannte er es. Egal ob Bier oder Kaffee, ob geschäftlich oder mit Freunden – ein einladender Wohlfühlvibe entsteht in kürzester Zeit. Sehr offen und herzlich, tief, nostalgisch aber lebensfreudig. 

„Wenn der Kellner grantig ist, ist er grantig. Diese Ehrlichkeit möchte auch ich in meine Musik bringen.“ 

Ursprünglich kommt „doppelfinger“ aus Rastenfeld in Niederösterreich. In jungen Jahren zog seine Familie an einen Außenbezirk von Linz in Oberösterreich, wo die ersten musikalischen Gehversuche an der klassischen Musikschule passierten. Dort verbrachte er einiges an zurückgezogenen Stunden mit sich und seiner Gitarre. Übte, spielte Covers, begann zu schreiben und blickte mit einer gesunden Grundnervosität seinen ersten Auftritten entgegen. Dieser kleine Stress verhalf aber zu dem ein oder anderen wichtigen Schritt: Doppelfinger lernte so, seine Songs fertig zu schreiben. Er fühlte sich nie wohl dabei, Songs fertig zu machen, denn nur ein fertiges Lied kann von anderen bewertet werden. Aber was nun? Bei Auftritten unfertige Songs spielen geht dann wohl auch nicht. Aus kleinen Spelunken, Bars und Cafés wurde das Konzerthaus Wien, als Opening Act für „Oehl“ im Jänner 2022. Das machte es so surreal für ihn. Es wirkt so fremd, wenn die Shows immer größer werden. 

Warum trinkst du eigentlich Melange? 

„Eigentlich wäre es ja ein Cappuccino geworden, aber ich habe Angst vor dem Kellner … Deshalb lieber Melange.“ (Vollstes Verständnis … Alle jene, die die klassischen Wiener Kaffeehauskellner kennen, fühlen es gerade sehr.) 

„by design“ erschien am 18. März

Das Debütalbum „by design“ von doppelfinger erschien vor wenigen Tagen. Die kindliche Naivität in ihm freut sich über die Existenz eines physischen Produkts. doppelfinger nimmt den am Tisch stehenden Salzstreuer in die Hand und sagt: „Es ist so faszinierend etwas in die Hand zu nehmen und sagen zu können »Das ist ein Teil von mir«.“ Nach 3 Jahren Arbeit im Writing und Produzieren tut es gut, einen Lebensabschnitt abschließen zu können. Aktuell stört dieses unabgeschlossene Kapitel ein wenig dabei, sich musikalisch weiterzuentwickeln. Im Kopf bleibt dieser „Zwang“ des Fertigwerdens des Albums. Erst wenn der Release passiert ist, kann sich doppelfinger so richtig auf Neues konzentrieren.

Musikalisch bewegt sich „by design“ in einem sehr Indie-Folkigem-Spektrum. Mundharmonika, Westerngitarre, sanfte und leicht verletzliche Vocals. Aber auch die Einflüsse von Bob Dylan oder Donovan sind nicht zu überhören, dennoch hört man die Eigenständigkeit. Das Album will nicht etwas sein, was es nicht ist. Daher auch der Albumtitel mit der Redewendung „by design“: für doppelfinger eine Beschreibung des „Ok Seins“. Also genauer gesagt: Es ist Ok, wie es ist und so soll es auch sein. So gehört es, so passt es. 

Immer, wenn ich neue Alben höre, höre ich sie maximal vier Mal, bevor ich mir ein Urteil davon mache. Zwei Mal höre ich es nebenbei und zwei Mal bewusst mit dem Fokus auf die Dynamik der Songs, die Texte und dem „Gesamtkonzept“ dahinter. „by design“ funktioniert auf beide Weisen super. Sei es nun im Auto, bestenfalls während eines abendlichen Roadtrips im Sommer, oder bei absoluter Isolation im Wohnzimmer mit einem Glas Wein sitzend und zuhörend. doppelfinger’s Album überzeugt, beruhigt und berührt.

Wir verlosen eine Vinyl Platte von by Design

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Zu kaufen gibt es das Album als Vinyl und CD bei Ink Music.

doppelfinger – LIVE:

19.5.22  Innsbruck, die Bäckerei
20.5.22  Graz, orpheum Extra
21.5.22  Steyr Röda
26.5.22  Wien, B72

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