Apollo Sissi Interview – in Blumen baden

Nach dem Release seines Debütalbums Shady und Schön muss Apollo Sissi sich erst mal entspannen und nachdem er ohnehin alle sein Calls in Pools macht, führen wir ein sonniges Interview in der Badewanne. Wir reden über Shady und Schön, Luxus im Alltag, Industriepflanzen und feiern gehen.

Laurenz: Findest du es arrogant in einer Blumenwiese zu baden?

Sissi: Arrogant auf keinen Fall, aber auf alle Fälle Luxus.

L: Manchen Luxus kann man sich doch immer gönnen.

S: Aber baden ist schon teuer?

L: Was?

S: Ja 4€ sicher, oder vielleicht 2€.

L: Wie finanzierst du so einen Luxus?

S: Großes Danke an A Million, das Label das an mich glaubt und mich dabei unterstützt. So kann ich mich nur auf meine Musik konzentrieren. Danke Chrisl & Sophia 🙏🏼 Big Up.

L: Ah herrlich, hier kann man gut durchatmen. Findest du dass du auch schon gut durchatmen kannst jetzt wo dein Album „Shady und Schön“ draußen ist?

S: Wow ja, ich freue mich einfach so dass das Album raus gekommen ist. Es ist an der Zeit dass die Welt es sieht und hört.

L: Wie war so der Prozess hinter dem Album? Wie ist es entstanden?

S: Der Beginn waren Spaziergänge mit Produzent Alex the Flipper und viel über Sound reden. Dann gleich mal Songs machen und schauen wo es uns hintreibt. So haben wir uns kennengelernt und im Laufe der Zeit haben wir einen Sound für uns entwickelt, ein paar Tracks gemacht die wir wieder verworfen haben Es war ein Ausprobieren, ein Sich antasten, ein sich in der Musik finden. Irgendwann haben wir gemerkt dass es Zeit für ein Album ist und wir wussten was wir wollen und was die Inhalte sein werden. Dann kam der erste Lockdown. Das Wetter war wie jetzt wunderschön und ich war einfach die ganze Zeit im Studio und hab meine Songs geschrieben. Als Inspiration hab ich mich an alles Schöne und was bisher in meinem Leben passiert ist zurückerinnert. Alles was mich positiv beeinflusst hat und diese extremen Charakterzüge die im Album vorkommen habe ich reflektiert. So haben wir das Album geschrieben und im Herbst war es fertig. Im Anschluss waren Fokus und Gedanken auf alles Visuelle, also Fotos und Videos gerichtet. Zu guter letzt kam noch die Überlegung wie wir es raus bringen. Wie das Leben spielt, durfte ich unsere Partner A Million kennen lernen, die gleich verstanden haben was ich als Artist mache und mir seitdem bei Releases helfen. Ich kann es kaum glauben, dass mein erstes Kind nun geboren ist. Ich hab in den letzten zwei Jahren so viel über mich, Freundschaft, Kunst, Musik, Business gelernt. 

(c) Mala Brandstötter

L: Fühlst du dich auch Shady und Schön? Also ist es ein Gefühl dass du selber empfindest oder etwas das du beobachtest?

S: Beides, auf jeden Fall beides. Es sind halt diese Spannungsverhältnisse. Es existiert alles auch nur wenn das Gegenteil existiert. Ich finde meistens schmeckt bitterer Kaffee auch besser mit Zucker. Die meisten Gesichter erzählen Geschichten die nicht nur von Liebe oder Hass, sondern beidem handeln. 

Bezogen auf das Album, hat es mir mehr Spaß gemacht, den Sommer des Lebens zu feiern und ich hab mich so auf die schöne Seite konzentriert. Gibt ohnehin so viel Tragik und Drama (*Lacht*)

L: Ist das nicht auch herausfordernd schöne Sachen fest zu halten wenn wir oft von negativen Dingen schneller getriggert werden?

S: Zu der Zeit als ich das Album geschrieben habe war das einfach der natürliche Weg. Ich finde man muss es sich gar nicht so schwierig oder leicht vorstellen sondern sich darauf konzentrieren was man fühlt und wo man denkt dass es hin geht. In dieser Lebensphase hab ich einfach ganz viele schöne Dinge reflektiert und wollte darüber schreiben. Und halt auch so Punchlines, da muss es in dem Sinne nicht so emotional tiefgreifend sein. Rap muss manchmal gar nichts sagen, manchmal dafür alles. 

L: Du hast vorhin die Videos angesprochen, ihr erzählt da eine ganze Geschichte die sich über das Album verteilt.

S: Ja, eine Verfolgungsjagd. Ich flüchte die ganze Zeit. Im letzten Video komme ich dann endlich wo an und zum Schluss hau ich dann doch wieder ab. Das schließt dann beim ersten Video wieder an. Es sind so viele Details die innerhalb der Geschichte vorkommen, die man erst versteht wenn man genauer hin sieht. Zum Beispiel diese Waffen aus Keramik. Wir wollten keine Waffen die aussehen als wären sie echt sondern mehr als wären sie aus einer glitzernden Traumwelt. Deshalb Keramik.

L: Ich finde es sehr spannend wie du rund um deine Musik auch eine sehr starke visuelle Welt schaffst. Auch große Props an die Mala (@malas.eye) die deine Fotos macht & auch die Fotos für dieses Interview geschossen hat.

S: Und auch das Vienna Hollywood Magazin das wir gemeinsam gestaltet haben. Und dann noch so viel das Worte nicht beschreiben können (*Lacht*)

L: *lacht* ja voll, so haben wir uns ja auch besser kennengelernt und es ist echt cool in der Hand zu halten & es dürfen sich auch alle darüber freuen die eine Vinyl kaufen. Findest du ein Magazin zu machen ist ähnlich wie ein Album zu machen bzw gibts da irgendwelche Parallelen?

S: Auf jeden Fall Parallelen. Ich finde es extrem gut wenn man gesamtheitlich denkt. Es ist eine Gesamtperformance die die Leute wahrnehmen. Es ist cool wenn man es schafft das alles verschmilzt und das ist auch ein Anspruch den ich habe.

L: So dass quasi ein Gesamtbild entsteht?

S: Ja genau und alle Artists die ich bewundere schaffen genau das. Natürlich gehört da auch ein Team dazu dass einem sehr gut kennt und das weiß was es braucht damit sowas entsteht.

L: Wer sind Künstler*innen die du bewunderst?

S: Frank Ocean bewundere ich sehr. A$AP Rocky bewundere ich sehr. Sprachlich finde ich Stefan Zweig so geil. Weil der so zart ist, so romantisch und trotzdem nicht kitschig sondern einfach geschmackvoll.

L: Ist Literatur allgemein eine große Inspiration?

S: Ja ich finde lesen einfach so cool, weil es so ist als würde man sich mit den spannendsten Menschen treffen und sie erzählen einem dann 10 Stunden lang die besten Sachen die sie jemals gemacht haben. Sehr wild eigentlich. 

L: Hast du mal vor ein Buch zu schreiben?

S: Ich weiß es nicht. Jetzt gerade nicht, jetzt ist mal das Album fertig und ich brauch mal kurz Ruhe. Vielleicht stell ich auch einfach eine Badewanne in ein Feld zum entspannen.

(c) Mala Brandstötter

S: Bequemlichkeit ist ein Feind von Fortschritt

L: *Lacht* Sagt der, der in der Badewanne sitzt.

S: Let’s be real!

L: Wo liegt für dich der Grad zwischen Inszenierung und Authentizität?

S: Ich glaube die Basis muss immer authentisch sein. Die Inszenierung ist dann immer verstärkend da, damit die Menschen checken was wirklich abgeht. Das funktioniert natürlich nicht immer. Aber die authentische Basis braucht einfach Inszenierung, um die Emotion noch mehr hervor zu heben, weil am Weg noch so viel verloren geht in der Welt bis die Botschaft bei jemanden ankommt. Dazwischen sind einfach so viele Ebenen.

L: Das bedeutet dass dir viele Themen über die du schreibst auch sehr nahe gehen. Würdest du dann auch sagen dass dich deine Kunst entblößt?

S: Entblößen klingt schon sehr negativ. Fast wie bloßstellen. Das tut es nicht, aber man zeigt sich schon innerlich nackt.

L: Vielleicht liegt die Negativität darin sich angreifbar zu machen?

S: Das war für mich bis jetzt noch nie so großes Thema. Ich finde man darf auch nicht zu viel Meinung darauf geben was andere von einem denken. Einen anderen Weg als sich so zu zeigen wie es einem wirklich geht gibt es nicht für mich, das würde nicht funktionieren und keinen Spaß machen und auf lange Sicht wäre es eine Hülle um mein wahres Wesen, was alles wirkliche verdeckt …

L: Glaubst du geht das überhaupt dass man sich einfach nur inszeniert ohne etwas von sich selbst preis zu geben?

S: Ob es überhaupt Künstler*innen gibt die nur inszeniert sind? Vielleicht so Industry Plants? Apollo Sissi ist zum Beispiel eine Industry Plant. *lacht*

L: Das dachte ich mir sofort.

S: Ja wirklich. Straight up.

L: Alleine der Name. Apollo ist doch der Gott der Weisheit und der Künste.

S: Und der Dichtung. Tatsächlich hab ich den Namen aufgrund der Raumschiffe gewählt. Weil ich Raumfahrt einfach richtig arg finde. Also in Bezug auf technischen Fortschritt und die Idee dahinter allgemein.

L: Was ist eigentlich die Geschichte hinter deinem Künstlernamen?

S: Ich war gerade in Asien und wusste dass ich meinen Namen ändern musste und ich einen brauche mit dem ich wirklich auf Dauer glücklich bin. Und vor allem einen Namen den mich Leute auch aktiv nennen können. Dann hab ich in meinem Notizbuch nach inspirierenden Worten gesucht und mit Lak, meinem guten Freund telefoniert. Am nächsten morgen war ein Name eingekreist in meinem Notizbuch und das war Apollo Sissi. Magic.

L: Was ist entspannend für dich?

S: Sport ist schon wichtig. Yoga oder selber Spiele erfinden. Zum Beispiel den Körper in eine Position bringen wo er noch nie war und sich vorstellen eine Statue zu sein. Sauna ist auch nice. Und kiffen. Und auch feiern und tanzen gehen mit Freund*innen.

L: Im letzten Video von der gleichnamigen Single Shady und Schön sieht man dich auch beim feiern mit vielen Friends von dir.

S: Ja das war in Wien und es war so lässig. Der Song ist die ganze Zeit gelaufen und zum Schluss kannte ihn jeder auswendig und wir haben gemeinsam gefeiert und gesungen – das sieht man auch in den Shots und wir hatten halt voll den Spaß daran dieses Video zu drehen.  

L: Gehst du viel feiern?

S: Schon gerne. Aber ich mags auch wenn ich am nächsten Tag nicht komplett fertig bin und noch was machen kann. Ich hab schon gerne den nächsten Tag.

L: Was macht man am nächsten Tag?

S: Badewanne und Film schauen. Ich liebe Filme. Filme sind eines der inspirierendsten Dinge für mich. Da müssen so viele Leute zusammen an einer Vision arbeiten damit ein Gesamtergebnis entsteht. Intensive Arbeit über Jahre, jeder Beteiligte muss seinen Part kontinuierlich machen. 

L: Was sind so deine Lieblingsfilme?

S: Der erste Film der mein Leben verändert hat war wahrscheinlich Fight Club. Die Drachenzähmen Trilogie finde ich auch sehr gut! No Country for Old Men hat mich sehr gecatched. Mary and Max ist so eine Knet Animation, die sehr traurig ist, da musste ich echt weinen. Dann noch tausend weitere, die mir grad nicht einfallen. 

L: Was ist so dein Ziel musikalisch und im Leben?

S: Anderen Menschen durch meinen künstlerischen Ausdruck Freude und Liebe zu schenken. Musik machen die nur ich machen kann und Millionen von Menschen zu erreichen. 

Und mein Leben nach meinen Vorstellungen, was ich für richtig halte zu gestalten. Konkurrenz zwischen Worten und Taten auch sehr wichtig. Hu da gibts noch so viel mehr …

L: Würdest du sagen du denkst groß?

S: Ich denke das kommt halt einfach auf den Maßstab drauf an. Aber es gibt ja kein zu groß denken. Es kann ja nichts schlechtes sein wenn du gute Absichten hast und so lange du ein gutes Ziel verfolgst dann denk doch lieber 100 mal zu groß.

L: Was ist die Frage die man sich selber stellen sollte?

S: Lebe ich mein Leben wirklich so wie ich es leben will? Ich meine damit dass es nicht sein kann dass ich in zwei Jahren aufwache und mich von der Vergangenheit eingesperrt fühle. Es geht glaube ich darum sein Leben bewusst zu gestalten und darauf zu achten was man will. Und das ist voll schwierig. Es ist halt manchmal leichter unachtsam zu sein und die Dinge zu ignorieren die nicht so gut laufen, weil es zu sehr weh tut hin zu sehen. Diese Fragen ehrlich zu beantworten und darauf zu reagieren ist extrem wichtig.

Apollo Sissi’s Album Shady und Schön ist nicht nur auf allen Streaming Plattformen zu hören sondern auch auf Vinyl inklusive dem exklusiven Vienna Hollywood Magazin.

(c) Foto: Mala Brandstötter / Grafik Design: Laurenz Ayer

Zum ersten mal Live gibt es das Album von Apollo Sissi am 5.6.2021 im B72 in Wien zu erleben.

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