Albertina Edmund Munch. Im Dialog.

Ich hatte mal wieder Lust auf Museum, auf Kunst und auf Urlaub! Ich verbinde Museumsbesuche mit einem gewissen Urlaubsgefühl, da man sich beim Betrachten einfach in andere Welten katapultieren lassen kann. Munch hat das auch geschafft…
Munch, Herbst im Ulmenwald 1919/20

Die meisten Bilder haben eine wahnsinnige Dynamik und Bewegung in sich, die mich fasziniert. Das Bild Herbst im Ulmenwald 1919/20 zieht mich in das Bild hinein und wirbelt mich unter den Ästen herum. Am liebsten würde ich mir eine der Lianen schnappen und mich von Bildkante zu Bildkante schwingen.

Beim Bild die Schneelandschaft in Kragerd 1912 sind die Bergspitzen zart lilafarben und ich habe das Gefühl, als würde ich wie ein Schneekorn hin und her schweben, bis mich der Wind verweht. Interessant sind auch seine Meeresbilder, wie Meerbild, Warnemünde 1907/08. Jede Welle, jeder Lichtstrahl scheint sich zu bewegen und wilde Schaumkronen gurgeln um die Wette. Wer würde da nicht Lust bekommen ins Wasser zu springen und das Salzwasser auf der Haut zu spüren?

Munch, Weinender Akt 1919

Das besondere an der Ausstellung ist, dass die Bilder von Munch in den Dialog mit anderen Künstler*innen treten. Die Künstler*innen haben in irgendeiner Weise etwas mit Munchs Kunst zu tun – beispielsweise inspirierte diese sie zu ihren eigenen Werken oder es wird direkt auf Munchs Bilder Bezug genommen.

Andy Warhold beispielsweise nahm sich Bilder von Munch als Ursprungsbild und vervielfältigte diese durch seine für ihn typische Druckart. Das Spannende ist, dass man in der Ausstellung das Bild von Munch sieht und dann im ganzen Raum, rund herum lauter Varianten in unterschiedlichen Farbkombinationen von Warhold einen anblicken. Bei dem Druck des Bildes Der Schrei 1893 sind besonders intensive und kräftige Farben von Warhold verwendet worden. Ein Raum voller angstvoller Schreie, die einen anstarren…

Andy Warhold

Miriam Cahn verbindet mit Munch, dass ihre Bilder ebenfalls extreme Emotionen darstellen. Auffallend ist die Darstellung der Augen und die Farbwahl. Ich persönlich habe es eher mit der Angst zu tun bekommen, beim Betrachten dieser! Cahn möchte mit ihren Bildern auch genau das erreichen – schockieren und auf die existenzielle Not der Menschheit hinweisen. „Die Ursache dieser Not sieht sie wie Munch im Kampf der Geschlechter“ (Albertina). Der Unterschied zwischen Munch und Cahn ist jedoch, dass Munch die Frau als von ihrer Leidenschaft getriebenen Ursprung des Unglücks sieht, während Cahn den Mann als das Elend der Menschen betrachtet.

Marlene Dumans bewegten Munchs Bilder, als sie diese in den 80er Jahren in Oslo sah. Sie befasst sich mit Fragen die das eigene Dasein, die Zugehörigkeit zur Gruppe und das Schicksal eines jeden Menschen behandeln. Ihre Bilder sind unglaublich spannend. Wenn ich nicht des Museumsbesuchs wegen die Albertina aufgesucht hätte, wäre ich auch nur wegen ihren Bildern hingegangen. Sie erzählen Geschichten, die einen fesseln. Teils lässt sie Bildflächen weiß oder Bilder unvollständig. Die Bilder haben eine tiefe Bedeutung, die einem Gänsehaut aufkommen lässt.

Marlene Duman

Weitere Künstler*innen, die mit Munch in den Dialog treten und denen man beim Raunen und Wispern zuhören kann, sind: Georg Baselitz, Peter Doig, Tracey Emin und Jasper Johns.

Die Ausstellung ist noch bis zum 19. Mai zu sehen! 

Quellen:

Informationstexte in der AlbertinaEdward Munch. Im Dialog. Albertina. https://www.albertina.at/ausstellungen/edvard-munch/ [01.03.2022].

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