2AM in Wien mit Sadi

Im Oktober von “modus mio” (DER Hip-Hop Playlist Deutschlands) zum Newcomer des Monats gekrönt, im November sein Debüt Album SADI (emotional archive) gedropped, im Dezember der Hoodie Release seiner Marke 2am und im Jänner sein erstes Konzert – restlos ausverkauft versteht sich – im B72: so viel steht fest, der 23-jährige Wiener Rapper Sadi lässt nichts anbrennen.

(c) Ida-Karolina Kasper

Nach seinem Tape „2AM“, dass er 2021 veröffentlicht hat (darauf u.a. das Feature „Uno“ mit makko), bereichert Sadi nun mit seinem neuen Album „SADI (emotional archive)“ die Underground/New Wave Szene. Das Album enthält 10 Tracks, die die letzten zwei Jahre im Leben des Rappers musikalisch abschließen und gebündelt released wurden. Tracks wie „Bad“, „Wien“ oder „2 Uhr nachts“, die u.a. in Zusammenarbeit mit Vienca, Lavender und Palazzo entstanden sind, zeichnen ein unverkennbares Soundbild und geben den Hörern Einblick in Sadis Schaffen.

Stöbert man durch seine Musikvideos oder lässt man sich auf seinem Spotify treiben, erkennt man schnell: Sadi ist ein Künstler, der seinen Film kompromisslos durchzieht und sich nicht von Hypes beirren lässt – er bleibt seinem Stil treu.

Das Außergewöhnliche daran: in einer Szene, die von Schnelllebigkeit geprägt ist und deren Sound sich laufend wandelt, schafft Sadi es mit seinem Album den Puls der Zeit zu treffen – selbst, wenn er einige Songs seines Albums bereits vor 2 Jahren geschrieben und produziert hat und die seitdem auf ihrem Release gewartet haben.

(c) Ida-Karolina Kasper

Seit wann machst du schon Musik?

Also ich hab schon echt, echt lange Musik gemacht – aber immer nur als Joke. Dann hab ich mit Serge, einem Freund von mir (Serge100), den Song „Ich bin in Wien“ rausgebracht. Der hat dann irgendwie gut funktioniert, viele Leute haben den angehört und mir gesagt „mach das weiter“. Dann dachte ich mir so „ja okay, warum eigentlich nicht?“. Am Anfang hab ich das eher noch auf chillig gemacht und dann so richtig begonnen das ernst zu nehmen nach dem ersten Tape, also circa ab April 2021.

Was war der Auslöser, dass du dich dann vollkommen aufs Musik machen konzentriert hast?

Mhhh ja eh bisschen das, also die Reaktion auf den Song. Ich habe mir immer nur ein bisschen Sorgen gemacht, weil ich mir dachte: kann man in Österreich überhaupt so gut davon leben? Aber irgendwie haben es dann auch paar Freunde von mir rundherum geschafft, so wie makko zum Beispiel. Da wurde mir klar: Wenn man daran glaubt, kann es funktionieren. Und es macht mir einfach Spaß. Ich würde gerne davon leben.

Wie bist du das dann angegangen? Was waren die ersten Schritte, die du gesetzt hast?

Ich wusste schon von meinen Freunden, dass es viel Geld kostet, einen Song zu produzieren, mixen und mastern zu lassen, ein Video macht… das ist ja echt teuer. Dann dachte ich mir „okay fuck it“ und hab beschlossen, so viel wie nur geht einfach selbst zu machen. Also hab ich mir mixen gelernt und hab dann das erste Tape eigentlich komplett selbst gemacht. Also gemixt, gemastert – alles selbst gemacht. Dann dachte ich mir irgendwann, dass es schon nice wäre das alles ein bisschen professioneller klingen zu lassen. Und eigentlich ist dann ziemlich schnell so diese Management Connection mit Label 4 gekommen. 

Wie ist das jetzt mit produzieren & mischen?

Jetzt mache ich viel mit Palazzo und auch Vienca hat bei dem Album viel gemacht. Viel davon passiert im Moment in Deutschland. Also eben dieses ganze Mixing und Mastering macht heaven in stereo – der macht im Deutschrap Game grad eigentlich alles: von Yung Hurn bis Fergy zu Summer Cem. Mit Vienca produziere ich hauptsächlich hier in Wien eigentlich, aber ich bin zum Produzieren auch immer mehr in Berlin, das shifted gerade ein bisschen.

Wie würdest du deinen Sound beschreiben? Und wie hat er sich verändert seit dem letzten Album?

Also generell würde ich sagen schon als DIY-Sound. Außerdem ist der Sound schon auch sehr ami influenced.

Wer inspiriert dich da?

Ich hör viel Destroy Lonely, kennst du den? Den feier ich anders.

Ich hab jetzt auch eine neue Künstlerin entdeckt, die heißt dos. Und sonst Classics – ich hab früher viel Playboy Carti, Kodak Black, Uzi usw. gehört, als in Amerika diese Soundcloud Wave begonnen hat. Sonst, Yeat oder Future hör ich auch gern. US Trap halt. Aber ich mochte auch Pop immer schon.

Hat sich dein Zugang zu Rap verändert, seit du selbst Musik machst?

Ja auf jeden Fall, man hört einfach ganz andere Sachen, weil du weißt, was dahintersteckt. Ich finde man hört dann direkt, ob ein Song so klingt, wie vom Künstler beabsichtigt, oder ob das ein Zufall war. Wenn ich mir ein Album anhöre, dann schau ich darauf welche Elemente in jedem Song vorkommen und frag mich, was die Idee gewesen ist und was der Künstler machen wollte. Und eben auch so Sachen wie Mixing und Mastering – wenn du halt weißt was da dahintersteckt, dann schätzt man das auch umso mehr.

Davor habe ich einen Song gehört und dachte „okay klingt gut, ist nice, bleibt im Kopf hängen“. Und jetzt denk ich mir „okay wow wie haben sie das gemacht, dass das so klingt?“.

Was war für dich der Zeitpunkt wo du gemerkt hast es funktioniert?

Ich glaube man hat immer wieder den Moment, wo man sich denkt „ah okay es funktioniert grad“ und dann wieder „okay es funktioniert nicht“. Aber ich mein natürlich krass war dann „Uno“, weil es der erste Song mit über einer Million Streams war.

(c) Ida-Karolina Kasper

Was war deine Inspiration hinter dem aktuellen Album?

Ich wollte das Album schon von Anfang an Self-Titled haben, da es sehr persönlich ist. Das „(emotional archive)“ in Klammer ist dann hinzugekommen, weil eben so viel Zeit vergangen ist, dass ich mir dann irgendwann dachte „okay es ist nicht mehr ganz, wie ich jetzt bin“ – deswegen wollte ich das im Titel auch herausheben. So wie ein emotionales Archiv aus dieser Zeit.

Was ist dein Lieblingstrack des aktuellen Albums?

Der Track, der am besten geschrieben ist, ist „müde <3“, der Track, den ich mir am liebsten privat anhöre ist „2 Uhr nachts“ und der den ich allgemein am besten find ist „Universum“. 

Wo trifft man dich um „2 Uhr nachts“ in Wien an?

Im Sommer auf jeden Fall draußen. In den Park geh ich gerne, Museumsquartier ist geil. Im 2. bin ich auch gern.

2 Uhr nachts im Winter trifft man mich eigentlich…

….gar nicht hahaha.

Nur beim Mario Cart spielen zu Hause haha.

(c) Ida-Karolina Kasper

Wie laufen die Recording Sessions ab bei dir?

Bei den Sessions ist es schon meistens so, dass wir von Mittag bis in die Nacht durcharbeiten. Das geht halt 4 Tage durch. Du gehst um 3 schlafen, bist daheim, dann passiert halt vielleicht noch etwas, Leute kommen vorbei – wie das halt in Berlin so ist – und dann stehst du um 12 oder 13 Uhr auf und gehst wieder ins Studio. Nach ein paar Tagen wird dieser Rhythmus schon anstrengend, nach 4 Tagen lässt die Kreativität dann schon merklich nach. 

In „Wien“ singst du „die Stadt ist ihr oft zu viel…“ – wird dir selbst Wien auch manchmal zu viel?

Ja.

Wo ziehts dich dann hin?

Ich mag Berlin. Weil da hat man das Gefühl, dass man so klein ist und, dass man dort eh keinen interessiert. In Wien hat man das Gefühl, dass alle schauen, alle reden. Und in Berlin fühlt man sich einfach wie eine Ameise. Die Leute dort sind viel offener. Wenn dort jemand entscheidet er will jetzt ein Musikvideo drehen, stellt er sich in eine U-Bahn und hier überlegst du „okay, wenn ich das jetzt mach, was denken dann die anderen, dann bin ich laut und dann schaut jemand pissed“ und so. Das gibt’s in Berlin halt nicht. Ich mag Großstädte.
Das mag ich auch an New York. So geil, ich will dort mal wohnen.

Du hast im Dezember neuen Merch gedropped unter deiner Marke 2am, die Hoodies waren richtig schnell sold out.

Ich war immer schon sehr modeinteressiert, ich fands immer interessant, wie man mit einem Design eine ganze Kultur prägen kann. Ich wollt auch früher immer eine Modemarke aufmachen.

Merch ist auch eigentlich das einzige, wo ich zu 100% machen kann, was ich will. Ich entscheid alles selbst und design es selbst, kümmere mich um den Druck und verpack und verschick sogar alles selbst. 

Merch ist mir halt voll wichtig. Das ist so der gleiche Gedanke wie „jeder Song hat ein Musikvideo verdient“. Ich glaub ich kann gut erkennen, wie Sachen gut ausschauen und wann Sachen schön sind oder wie man Sachen schön macht. Also alles ist ja irgendwo schön weißt du. Deshalb fand ich Merch immer so interessant, weil es dem Ganzen ein Aussehen gibt. Du kannst einen Song „ausschauen lassen“ auf einem T-Shirt. Oder den ganzen Vibe von einem Album festhalten.

(c) Ida-Karolina Kasper

Woher kommt der Name deiner Marke bzw auch des Songs 2am?

Leute denken 2am wurde irgendwie von der Brand 6pm inspiriert oderso aber hat echt gar nichts damit zu tun. Ich war da 15 als ich begonnen hab das überall hinzuschreiben – also ist echt schon ewig her. Ich hatte früher Schlafprobleme und lag oft nachts wach. Ich hab immer versucht zu schlafen & irgendwann kam dann der Punkt, wo ich mir dachte „fuck it“ und begonnen habe zu malen oderso. Das war einfach oft zufällig ungefähr 2 Uhr und daher kommt das haha.

(c) Ida-Karolina Kasper

Was ist dein Spotify Wrapped most played song? 

Ich glaub „VTMNTSCOAT“ von Destroy Lonely.

Worauf dürfen wir uns 2023 freuen?

Es gibt noch keine genaue Timeline, aber es sind zwei Alben so gut wie fix fertig.

Ich will jetzt nicht diesen „ihr seid nicht ready“ machen – das ist so peinlich, Alter hahah. 

Also ich sag jetzt einfach mal: spätestens im Sommer will ich zumindest eins der Alben droppen.

Wird der Sound sehr anders?

Schon. Also ich glaub, wenn man das allererste Tape „2am“ hört, kann man im aktuellen Album schon auch noch Teile davon hören, also ich denke so wird’s halt wieder sein. Im neuen Album kann man sicher auch Teile vom aktuellen „SADI (emotional achive)“ hören, aber Sound entwickelt sich auch immer weiter. Das Aktuelle ist schon eher synth – lastig und dünkler. Es ist halt nice, wenn man verschiedene Seiten hat. Ich find das immer dumm, viele sagen ja man muss eine Schiene durchfahren. Und vielleicht muss man das eh, wenn man will, dass man schnell Erfolg hat. Aber ich find das ist nicht realistisch, denn du stehst ja auch nicht jeden Tag in der Früh auf und fühlst dich gleich. 

Auf jeden Fall wird’s schon anders. Ich find „2 Uhr nachts“ zeigt schon bissl die Richtung wo‘s hingeht, aber ist halt noch weit.

Wer für die Show im Jänner zu spät dran war, sollte sich also unbedingt Tickets für Sadis nächste Show im Oktober im Fluc checken, Tickets gibt’s hier: https://www.oeticket.com/event/sadi-fluc-16514013/

Außerdem supported er DUSY bei seinem Konzert im Werk am 11.03 – ein heißer Tipp für alle, die nicht bis Oktober warten wollen. 

(c) Ida-Karolina Kasper
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